Ganz so einfach ist das nicht. Es handelt sich bei den Akteuren ja um Kapitalmarktprofis. D.h., eine Bilanz ist zu hinterfragen. Das macht meine Bank sogar wenn ich einen Pups-Kredit auf eine Wohnung aufnehme. Da schicken Sie einen Gutachter vorher hin. D.h. Dicama und der Treuhänder habe grob fahrlässig gehandelt. Die DZ-Bank hätte auch spätestens mit Veröffentlichung des Wertpapierprospekts reklamieren müssen. Nicht erst jetzt. Zudem bin ich mir nicht mal sicher, ob sie nicht weiter hinter den Anleihegläubigern stehen. Ich weiss nämlich nicht, ob wir eine neue Verpfändung des Lagers bekommen haben oder ob wir die rangerste Verpfändung der Sparkasse durch Ablösung des Kreditbetrags übernommen haben. Dann steht die DZ-Bank hintendran ( zumindest für die 2,3 Millionen der Kreditablösung an die Sparkasse ).... soweit ich es verstanden habe, hat die DZ ihre Ansprüche direkt nach der Insolvenz geltend gemacht. Eine "Beteiligung" scheint mir juristisch ausgeschlossen. Weil es immer dem Sicherheitengeber obliegt, eine Besicherung gesetzeskonform eben nur einmal zu vergeben. Als Kreditgeber kann ich weder kontrollieren noch überwachen, ob meine "mobile"/nicht-immobile Sicherheit irgendwo irgendwann widerrechtlich noch ein weiteres Mal "vergeben" oder auch im laufenden Geschäftsbetrieb einfach "verbraucht" wird. Das rangiert auf dem Niveau von Heiratsschwindel - da ist eine "Tatbeteiligung" der hintergangenen Frauen ebenfalls i.d.R. ausgeschlossen. Die "Zweitvergabe" erfolgt widerrechtlich und ist damit rechtsungültig.
Ähnliches gilt mE für Dicama als Konsortialhaus und für den Treuhänder, die sich durchaus mit guten Argumenten rausreden können. Wenn ein Unternehmen Inventurlisten, Umsatz, Vermögen, Rechnungen, Bilanzen und sonstige Angaben fälscht, dazu noch zum betrügerischen Erschwindeln von Liquidität nichtexistente Forderungen verkauft sowie zum Schluss eine Anleiheemission mittels arglistiger Täuschung sämtlicher Beteiligten plaziert, obwohl sie faktisch längst illiquide und insolvent sind, kommt man dagegen mit dem gesetzlich geforderten Maß an Sorgfalt schlicht nicht an. Und kann getrost alles retour auf das Unternehmen schieben. Da bleibt neben Resteverwertung hauptsächlich strafrechtliche Durchgriffshaftung aufs Privatvermögen - sofern da noch was zu holen ist.
Erinnere mich, damals zur Emission (im WPF?) geschrieben zu haben, dass Kupfer nunmal die Eigenschaft hat, im Notfall physisch ganz schnell in der Dunkelheit zu verschwinden. Dass es im behaupteten Volumen nie auch nur ansatzweise vorhanden und selbst das Bissel bereits verpfändet war, hatte ich zwar nicht mit auf der Rechnung, aber ein NoGo war es trotzdem.
... gilt mE allein für den Wirtschaftsprüfer der die gefälschten Bilanzen testiert hat - alle anderen sind, ohne sie in Schutz nehmen zu wollen, doch mehr oder weniger gezwungen, die gelieferten Zahlen zu akzeptieren.
OBER-RAMSTADT.
„Wir versuchen, den Betrieb aufrechtzuerhalten“, sagte Jan-Markus Plathner am Freitag auf ECHO-Anfrage. Seit einer Woche macht sich der vom Amtsgericht Darmstadt zum vorläufigen Insolvenzverwalter der Ober-Ramstädter Penell GmbH bestellte Sanierungsexperte ein Bild von der Lage. Doch auch nach dieser Woche ist völlig offen, ob eine Stabilisierung des Familienunternehmens gelingen kann. Die Firma hat sich auf die Lieferung von Kupferkabeln für Großbaustellen spezialisiert – vor allem für Tunnel.
Es sind nur wenige Lichtblicke, auf die Plathner verweisen kann: Derzeit würden noch Aufträge abgearbeitet. Er habe noch keinen der rund 30 Mitarbeiter entlassen müssen. Deren Löhne seien über das Insolvenzgeld voraussichtlich bis April gesichert.
Wie bereits berichtet, hat Penell Anfang Februar wegen Liquiditätsproblemen Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens gestellt. Eine Chance hätte Penell wohl, wenn Plathner einen Investor finden könnte. Ein erster Interessent hat sich demnach schon gemeldet – doch auch in diesem Fall zeigte sich Plathner bemüht, keine falschen Hoffnungen zu wecken.
Schließlich hat Penell ein großes Problem am Hals: die im Juni aufgelegte Firmenanleihe im Volumen von fünf Millionen Euro. Das Warenlager aus Kupferkabeln, das Investoren als Sicherheit diente, ist deutlich kleiner als gedacht. Das „Handelsblatt“ beruft sich auf einen Berichtsentwurf der Berliner Wirtschaftsprüfung MSW, in dem nicht nur von gefälschten Lagerbeständen bei Penell die Rede ist, sondern auch von mutmaßlichen Bilanzfälschungen. Presseberichten zufolge hat sich inzwischen die Staatsanwaltschaft Darmstadt eingeschaltet.