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Montag, 9. März 2015

zu den Anlegerschützern....// ... Nach dem Geständnis von Fiebach in der vergangenen Woche räumte nun auch der ehemalige Sprecher der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK), Christoph Öfele, über seinen Anwalt Insiderhandel in 92 Fällen ein und bestätigte damit die Vorwürfe der Anklage in vollem Umfang.

InsiderhandelMarktmanipulation im großen Stil

18. Januar 2012
Christoph Öfele Quelle: dpaBild vergrößern
Der Volkswirt Christoph Öfele (rechts) mit seinem Verteidiger Rechtsanwalt Klaus Leipold im Gerichtssaal im Landgericht München. Dem ehemaligen Sprecher der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) wirft die Staatsanwaltschaft Insiderhandel in 92 Fällen vor.Quelle: dpa
von dpa, rtr und dapd
Ein ehemaliger Aktionärsschützer gibt vor Gericht Kursmanipulation und Insiderhandel in 92 Fällen zu. Zwei Beschuldigte sind geständig, die Verfahren gegen die Hauptakteure stehen noch aus.
Mit schnellen Geständnissen hatte wohl niemand gerechnet: Gestern hat das Landgericht München das erste Urteil in der Affäre um Aktienkursmanipulation gesprochen: Der geständige Börsenbrief-Herausgeber Stefan Fiebach ist zu einer Bewährungsstrafe von zwei Jahren verurteilt worden, weil er vor allem die Aktien bejubelt hat, die er selbst besaß. Zuvor hatte er die Anschuldigungen gestanden und Kursmanipulation in Mittäterschaft eingeräumt. Nach dem Geständnis von Fiebach in der vergangenen Woche räumte nun auch der ehemalige Sprecher der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK), Christoph Öfele, über seinen Anwalt Insiderhandel in 92 Fällen ein und bestätigte damit die Vorwürfe der Anklage in vollem Umfang.
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Ein Netzwerk der Manipulation
Der Prozess in München ist ein schon fast historisches Ereignis: Vorsätzliche Kursmanipulation und Insiderhandel sind in der Regel nur sehr schwer nachweisbar, oftmals geht das Strafmaß nicht über ein Bußgeld hinaus. Dass in München gleich zwei Angeklagte die Vorwürfe vollumfänglich zugeben, dürfte in den nächsten Verhandlungstagen für Spannung sorgen. Es wird erwartet, dass die beiden Geständigen auch als Zeugen gegen die Hauptakteure dienen. In den beiden bislang verhandelten Fällen war eine Verständigung mit dem Gericht vorausgegangen, was die Auftaktverfahren in einer Reihe von Prozessen deutlich verkürzte. Höchststrafe für jeden einzelnen Fall von Marktmanipulation und Insiderhandel wären fünf Jahre Haft.
Fiebach ist nur einer von vier Angeklagten in dem Verfahren. Und er ist sicher nicht der Drahtzieher des Netzwerks aus Börsenbriefschreibern, Finanzjournalisten und Aktionärsschützern, die laut Anklage höchst professionell und systematisch Aktienkurse manipuliert haben, um sich in der Folge an Insidergeschäften zu bereichern. Meist zum Schaden der übrigen Anleger.
Eine Schutzgemeinschaft die keine ist
Gegen das Netzwerk von Kursbetrügern ermittelt die Staatsanwaltschaft schon seit 2008 wegen krimineller Börsengeschäfte. Brisant daran ist, dass drei der vier Angeklagten früher für die SdK tätig waren, neben Christoph Öfele auch die beiden Angeklagten Markus Straub und Tobias Bosler. Laut Anklageschrift sollen die vier Männer von 2005 bis 2008 Aktienkurse durch gezielte Veröffentlichungen nach oben oder unten getrieben haben, um mit vorher getätigten Verkäufen oder Leerverkäufen hohe Gewinne zu erzielen. Markus Straub, ehemals Vorstand bei der SdK, soll die Kurse auch mit Mitteilungen der Aktionärsschützer manipuliert haben.
Marktmanipulation Quelle: dpaBild vergrößern
Stürmisches Läuten nützt jetzt nichts mehr. Viele der Manipulationen gingen von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) aus und sind noch nicht aufgeklärt.Quelle: dpa
Gegen Fiebach verhängte die 4. Strafkammer eine Haftstrafe von zwei Jahren zur Bewährung sowie eine Geldstrafe von knapp 5000 Euro wegen Marktmanipulation in 44 Fällen. In seinen Börsenbriefen hatte er seinen Lesern vor allem Aktien zum Kauf empfohlen, die er selbst besaß. „Die Veröffentlichungen waren geeignet, den Kurs zu beeinflussen und haben dies auch tatsächlich getan“, sagte die Vorsitzende Richterin Jutta Zeilinger. In den 44 Fällen ging es laut Anklage um Geschäfte aus den Jahren 2005 und 2006, an denen der 47-Jährige beteiligt war, wenn auch in einer „deutlich untergeordneten Rolle“. Meist handelten er und die anderen Angeklagten demnach mit recht unbekannten Aktien. Zu den bekannteren Firmen gehörten die Schnapsbrennerei Berentzen und der Film-Spezialist TV Loonland. Strafmildernd wertete das Gericht, dass Fiebach nichts an seinen Geschäften verdiente, weil ein hoher Verlust bei einem Aktiengeschäft alle seine Gewinne zunichte gemacht hatte.
Tripotage um Öfele
Der geständige Öfele war früher neben seinen Börsengeschäften auch Aufsichtsratschef des Fußballclubs 1860 München. Als seine Verwicklung in den Aktienskandal bekannt wurde, legte er den Posten bei den Löwen nieder. Im Gegenzug für das Geständnis stellte das Gericht dem Angeklagten eine Bewährungsstrafe von maximal zwei Jahren sowie eine Geldstrafe in Aussicht. Neben einer Geldstrafe in noch ungenannter Höhe soll Öfele eine Nebenstrafe von rund 220.000 Euro zahlen - was fast dem kompletten Vermögen entspricht, das der 43-Jährige im Verfahren angegeben hat. Ein Urteil könnte nach der Verständigung mit der Kammer und der Staatsanwaltschaft schon morgen, am zweiten Verhandlungstag, gesprochen werden.
Öfele hatte sich früher aktiv für den Aktionärsschutz eingesetzt. Für die SdK war er als Sprecher auf Hauptversammlungen aufgetreten, um den Kleinanlegern dort eine Stimme zu geben. Zudem war er als Sachverständiger für geschädigte Kapitalanleger tätig und prangerte auf seiner Website Anlageschutzarchiv.de unseriöse Kapitalanlageprodukte an.
Öfele hatte der Anklage zufolge im Jahr 2006 zusammen mit zwei Mitangeklagten eine Mehrheit an dem Pharmaunternehmen NascaCell gekauft. Vor dem Börsengang des Unternehmens trieben er und seine Komplizen den Kurs der Aktie mit falschen Informationen in Börsenbriefen in die Höhe. „Ohne diese Veröffentlichungen wären Einstandskurse von bis zu 11,50 Euro nicht zustande gekommen“, hieß es in der Anklage.
Querverbindungen im Dunkeln
Ihre Aktienpakete verkauften die drei Männer den Ermittlungen zufolge für rund 12,5 Millionen Euro und machten damit einen hohen Gewinn. Der Gewinnanteil für Öfele soll drei Millionen Euro betragen haben. In den Börsenbriefen war unter anderem von zahlreichen renommierten NascaCell-Kunden aus der Pharmabranche wie Aventis, Merck oder Boehringer Ingelheim die Rede, obwohl es diese nicht gab. Verfasst hatte die Berichte der nun verurteilte Fiebach. Im Fall NascaCell wurde er nach Einschätzung der Anklage aber bewusst von dem Hauptbeschuldigten Tobias Bosler getäuscht. Der muss sich von kommendem Montag an gemeinsam mit dem ehemaligen Vizechef der SdK, Markus Straub, vor Gericht verantworten. Beide sitzen seit einer groß angelegten Razzia im Herbst 2010 in Untersuchungshaft.

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