Schließlich verlangt auch noch
eine über Jahre aufgeblähte Beraterschaft
ihren Anteil am lukrativen Sanierungsgeschäft.
„Zwischen Verwaltern
und Beratern findet ein regelrechtes Geschachere
statt“, sagt Michael Pluta (64),
einer der Großen der Verwalterszene.
Man könnte auch von einem Hauen und
Stechen sprechen.
Beim insolventen Modemittelständler
Strenesse ist dies seit über einem halben
Jahr zu bestaunen. Zwischen dem Strenesse-
Vorstand um Vorstandschef Luca
Strehle (39) und Chefsanierer Michael
Pluta sowie den Anleihegläubigern, angeführt
von Restrukturierungsberater
Frank Günther (56), herrscht Krieg.
Dabei geht es längst nicht nur um die
Frage, wie das Nördlinger Unternehmen
irgendwann einen möglichst hohen Anteil
seiner Schulden zurückzahlen kann.
Ebenso erbittert wird um Honorare und
Vergütungen gestritten.
An vorderster Front agiert Frank Günther,
Geschäftsführer der Münchener
Restrukturierungsberatung One Square.
Er hat es – auch dank bester Beziehungen
in die Hedgefondsszene – bei Strenesse
zum gemeinsamen Vertreter der
Anleihegläubiger und damit zum mächtigsten
Mann im Gläubigerausschuss gebracht.
Für die voraussichtlich dreijährige
Tätigkeit verlangte er knapp eine
halbe Million Euro. Sanierungsvorstand
Pluta lehnte das Ansinnen ab.
Wenig später beantragte Günther, die
meisten Gläubigervertreter aus dem
Ausschuss zu entfernen, darunter auch
die Vertreter von Betriebsrat und einem
Kreditversicherer. Danach hätte er die Eigenverwaltung
beenden und Pluta rauswerfen
können. Zudem wäre die schnelle
Verwertung der Firma möglich; Günther
hatte wohl einen Zusammenschluss mit
dem ebenfalls insolventen Luxusmodeanbieter
Rena Lange im Auge.
EINE HAND WÄSCHT DIE ANDERE
Pluta indes, vom glücklosen Vorstandschef
Luca Strehle an Bord geholt, setzt
auf die Alteigentümer. Was einigen Gläubigern
gegen den Strich geht. Pluta verzögere
den Investorenprozess, heißt es.
Umsatz und Ergebnis lägen zudem seit
Monaten unter den Planungen, monieren
die Kritiker. Noch im Juni hatte Pluta
versprochen, bis August einen M&ABerater
anzuheuern und danach einen
Datenraum aufzubauen. Doch bis heute
ist nichts passiert.
So mancher Gläubiger vermutet auch
da Eigennutz: Für die Sanierung in Eigenverwaltung
sind Kosten von 87 000 Euro
geplant – im Monat. Der Großteil dieses
Salärs ist für Pluta sowie zwei weitere
Sanierungsmanager vorgesehen. Die
Pleitefirma bezahlte zudem zeitweise einen
Anwalt, der auch als Vertreter der Familie
Strehle auftritt. Eine Hand, so
scheint es, wäscht eben die andere.
Damit nicht genug: Gleich nach dem
Insolvenzantrag gab Strenesse einen
Imagefilm in Auftrag. Den Dreiminüter
produzierte ein Team um Plutas Tochter
Isabel Pluta. Kosten: etwa 20 000 Euro.
Den Film habe der gesamte Vorstand auf
seinen Vorschlag hin beschlossen, betont
Pluta. Das Team habe sich in früheren
Filmen bewährt und die Arbeit
schnell übernehmen können.
Auch für Pluta-Gegner Günther
könnte es jetzt eng werden. Strenesse-
Leute fanden unlängst heraus, dass er bei
der Strenesse-Konkurrentin Rena Lange
als Sanierungsgeschäftsführer tätig ist.
Einer der Gläubigervertreter hat bei Gericht
bereits Günthers Ausschluss aus
dem Gläubigerausschuss beantragt. Die
Begründung: Interessenkollision
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen